Ende des 19ten Jahrhunderts hat der italienische Ingenieur und Gelehrte Vilfredo Pareto
die Einkommensverteilung mehrerer europäischer Länder untersucht. Das Bild unten zeigt die Zahl der Menschen in England, die ein Einkommen \( X \) größer als \( x \) haben, in Abhängigkeit vom Einkommen \( x \). Damals wie heute besaßen wenige Leute sehr viel, und die meisten Leute sehr wenig.
Erstaunlicherweise ergab sich für alle Länder ein ähnliches Ergebnis. In doppelt logarithmischer Auftragung zeigt sich eine Gerade. Die Verteilung folgt also einer Potenzfunktion.
\[ \text{N}(X > x) \propto \frac{1}{x^{1.5}} \]
Verteilung dieser Art wurden später als Pareto Verteilung bekannt. Anders als für eine Normalverteilung sind ihr Erwartungswert \( E \), und die Varianz \( \sigma \) der Verteilung unendlich.
Eine ähnliche Verteilung wie die der Einkommensverhältnisse in einem Land lässt sich im sogenannten Sankt‑Petersburg‑Spiel erzielen. Bei einem Einsatz von z.B. einem Dollar wird eine Münze so lange geworfen, bis zum ersten Mal 'Kopf' kommt. Der Gewinn \( x\) hängt also davon ab, wie viele Würfe \( n\) gemacht wurden:
\[x = 1 $ \cdot 2^{n-1}\]
Die Wahrscheinlichkeit \( p_n\) , dass beim \( n\) -ten Wurf die Münze auf der Kopfseite zu liegen kommt beträgt:
Um einschätzen zu können ob sich der Einsatz lohnt, betrachtet man häufig den sogenannten Erwartungswert der Verteilung, also die Summe aus Gewinnhöhe multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit, diesen Gewinn zu bekommen.
Der Erwartungswert ist also unendlich. Man könnte also jeden noch so hohen Einsatz wagen, weil es unendlich viel zu gewinnen gibt. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit dafür jedoch sehr gering, und genau das ist als das Sankt-Petersburg-Paradoxon bekannt geworden.
Trägt man nun die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn \(x\) gegen \( x\) auf,
so ergibt sich auch in diesem Fall eine Potenzfunktion. Doppelt logarithmisch aufgetragen hat die sich ergebende Gerade eine Steigung von -1.
Auf der Homepage von Veritasium findet sich das Model zum ausprobieren. Lässt man das Sandkorn immer in der Mitte fallen, verhält sich das System zunächst unauffällig.
Es ergeben sich wie zu erwarten symmetrische Strukturen aus unterschiedlich hohen Stapeln. Mit zunehmender Dauer der Simulation kommt es jedoch immer häufiger zu einem lawinenartigen Umfallen mehrerer 'Türme'.
Die Größe der Lawinen und deren Häufigkeit folgen wieder einem Potenzgesetz. Die Grafik auf der rechten Bildschirmseite zeigt den doppelt logarithmisch aufgetragenen Zusammenhang.
Potenzgesetze scheinen also grundsätzlich eine ganze Klasse von kritischen Systemen, bei denen kleinste Änderungen Veränderungen auf großer Skala hervorrufen können, zu beschreiben.
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