Mittwoch, 6. Januar 2016

Eine Treppe renovieren

Leider ist die Treppe die unseren Keller mit dem Obergeschoß verbindet, ästhetisch wenig ansprechend gefliest. Ich möchte daher die alten Fliesen mit Treppenstufen aus Holz belegen. Der Handel bietet hierfür dünne Renovierungstufen an.
Diese Stufen mit einer Dicke von nur 2 cm verhindern weitgehend, dass die unterschiedlichen Stufenhöhen beim Eintritt und Austritt der Treppe zu Stolperfallen werden. Meine Stufen bestehen aus Eiche Leimholz mit durchgehender Lamelle und haben an der Vorderkante einen 2 cm langen und 2 cm dicken Anleimer. Insgesamt entsteht so der Eindruck als wäre eine 4 cm starke Treppendiele verbaut. Damit vom Auge der Treppe aus gesehen das L-förmige Profil der Renovierungsstufen nicht mehr sichtbar ist, wird später ein 2 cm breiter Abschnitt der Stärke 2 cm mit wasserfestem Holzleim von unten an den Rand der Stufe geklebt.


Desweiteren habe ich hinter den Anleimer an der Vorderkannte einen 1 cm breiter Streifen geleimt, so dass ein größerer Überstand von Trittstufe zu Setzstufe von 3 cm erzielt wird.


 Die vorbereitenden Tätigkeiten beginnen mit dem Abschlagen der alten Randfliesen. Die entstandenen Ausbrüche im Putz werden mit standfester Spachtelmasse gefüllt, geschliffen und mit Uniflott finish geglättet. Abschließend wird erneut geschliffen und mit feinkörnigem Rollputz überstrichen.
Die ebenfalls geflieste Setzstufe wird mit Haftgrund gerollt und die Flisenfugen mit schwindarmem Riss- und Fugenfüller von Do It gespachtelt. Anschließend wird die Setzstufe 2 mal mit Easyputz der Körnung 0.5 mm verputzt um eine weiße Ansicht zu erhalten.


Auch die alten Handläufe aus dicken Fichtenbrettern sollen ausgetauscht werden. Sie passen weder farblich noch vom Design her zu den neuen Treppenstufen.


Das Geländer soll filigran wirken, und wird daher aus Metall gefertigt. Vom Design her schwebt mir eine sich baumartig verästelnde Struktur vor, die auch zu den 25 cm x 25 cm starken Holzsäulen im Treppenaufgang passt. Letztlich habe ich mich für eine Polygonstruktur aus 16 mm und 10 mm starkem Rundeisen entschieden. Der Rahmen und die tragenden Verstrebungen werden aus den 16 mm Eisenstangen gefertigt. Die nicht tragenden Verstrebungen werden aus den 10 mm Eisenstangen gefertigt.


Geschweißt wird in der Werkstatt auf 12 mm starken OSB Platten als Unterlage. Auf den Platten kann das Design grob vorgezeichnet werden, und die Eisenstangen können zur Not auch auf den Platten auf Maß geflext werden.
Ich benutze ein Schutzgasschweißgerät von Einhell (BT-GW 170), und verwende Argon mit 18% Kohelendioxid Anteil (Sagox 18). Durch den Kohlenstoffanteil wird die Schweißnaht härter, und der Einbrand ist tiefer. Ab 120 A und einer Drahtdicke vom 0.8mm lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Um das Arbeiten zu erleichtern empfehle ich auch einen Automatikschweißhelm. Das Auge ist durch das eingebaute Filterglas vor UV- und Infrarotstrahlung geschützt, und das Werkstück bleibt sichtbar solange der Lichtbogen noch nicht gezündet hat.
Zuerst wird ein Gitter aus Verstrebungen geschweißt. Der rechte und linke Rand des Geländers wird noch nicht ausgeführt. Das aus Verstrebungen bestehende Gitter wird zunächst mit Schraubzwingen an den Treppenpfosten fixiert, und die Position des rechten und linken Rahmens, sowie die Position der Halterungen lotrecht angezeichnet. Nach dem zurechtschneiden werden dann die Eisen an der rechten und der linken Seite des Geländers angebracht.
Die Halterungen des Geländers werden von gekauften Halterungen abgeflext, und an den markierten Positionen am oberen und unteren Rahmen angebracht.


Die Halterungen des Handlaufs werden im Abstand von 3.5 cm von der oberen Rahmenstange an Rundeisen angeschweißt, die als Abstandshalter dienen. Um eine geradlinige Ausrichtung der Handlaufhalterungen zu gewährleisten werden die Handlaufhalter zunächst an einem masseführenden Metallrohr mit Kabelschellen befestigt, und dann erst mit dem Rahmen verschweißt.
Dort wo die Schweißnähte nicht sauber gelungen sind habe ich die Übergänge mit Karosseriespachtelmasse geglättet.


Die Karosseriespachtelmasse sollte mehrmals mit Schmirgelpapier sauber geglättet werden.
Nach dem Aushärten und Schleifen wird das Geländer mit schwarzem Eisenglimmerlack gestrichen.


Als Handlauf wird ein 42 mm Rundholz aus Eiche verwendet. Um ein angenehmes Handgefühl zu erzeugen, wird der Handlauf mit Öl behandelt. Das verwendete Hartöl von Clou ist nach 48h komplett ausgehärtet, und nach dem Ausrichten kann der Handlauf an die Halterungen geschraubt werden.


Bevor die Treppenstufen eingepasst werden, müssen auch die klar lackierten Holzsäulen aus Fichte umgestaltet werden. Sie sollen weiß werden. Der alte Lack wird zunächst mit einem Exzenterschleifer grob entfernt, und dann wird mit einer rotierenden Messingdrahtbürste die Holzstruktur herausgearbeitet. Die Oberfläche wird anschließend mir einem Schwingschleifer geglättet, und mit weißer Bondex Lacklasur geschlossen. Um den gewünschten matten Farbton zu erzielen, und um ein Durchscheinen des gelben Holzes zu verhindern, wird die Oberfläche im letzten Arbeitsschritt mit weißem Allgrund von Bondex gestrichen.


Nun werden die Stufen zurechtgeschnitten. Ich verwende eine Tauchkreissäge mit Führungsschiene. Es gilt zu beachten, dass das neue Treppengeländer um ca. 1,5 cm höher gesetzt werden muss, um die Renovierungsstufen später sauber einsetzen zu können. Zuerst wird die Stufenbreite an Vorder- und Hinterkante jeder Stufe vermessen, dann wird die Tiefe der Treppenstufe an der rechten und linken Seite der Stufe vermessen. Anschließend wird der seitliche Anleimer zurechtgeschnitten, und zusammen mit dem 1 cm breiten Einsatz hintere dem vorderen Anleimer verklebt. Als Nächstes wird die Holzstufe auf die Tiefe der Stufe plus 3 cm, und die Breite der Stufe plus 2 cm zurechtgeschnitten. Etwaige Aussparungen um die Holzsäulen werden mit einer Vibrationssäge gemacht.


Unregelmäßigkeiten werden vorsichtig mit Holzkitt gespachtelt. Abschließend wird die gesamte Holzstufe, und insbesondere der zusätzlich angebrachte Anleimer mit einem Schwingfleifer geglättet.
Anschließend müssen die Stufen lackiert werden. Bei Verwendung von (PU verstärktem) Parkettlack empfiehlt es sich, die Treppenstufe farblich an den geölten Handlauf anzupassen. Lösungsmittelbasierter Parkettlack dringt nicht tief in das Holz ein, und das Holz erscheint ohne Färbung Grau wie im unbehandelten Zustand. Ich habe gute Ergebnisse mit Pulverbeize (Eiche hell von Bondex) gemacht. Die wasserbasierte Beize verschmiert die Poren des Holzes nicht, und liefert auch ohne das Holz vorzuwässern ein feines und homogenes Färbebild. Die Beize wird dünn mit einem Lappen aufgetragen, und nach einer Trockenzeit von ca 15 min kann bereits lackiert werden.

Eine Alternative zu dem zähen, schwer zu verarbeitendem Parkettlack stellt der wasserbasierte Holzsiegellack von Bondex dar. Er dringt tiefer ins Holz ein, und erzeugt den typisch rötlichen Farbton gölten Eichenholzes auch ohne Färbung.
Die erste Lackschicht wird dick auf Vorder- und Rückseite der Stufe aufgetragen, um bei Feuchte ein ungleichmäßiges Quellen des Holzes zu verhindern. Nach einem Zwischenschliff wird mit einem fusselfreien Tuch noch eine weitere dünne Schicht des matten Lackes aufgebracht. Die Oberfläche ist dann auch ohne weitere Zwischenschliffe ausreichend glatt. Nachdem der Lack mindestens 48h ausgehärtet ist, kann mit dem Verlegen der Treppenstufen begonnen werden.
Nun müssen die Stufen aufgeklebt werden. Der verwendete Kleber ist ein PU basierter 2 Komponentenklebstoff der nicht quillt. Angesichts der glatten Fliesenoberfläche ist ein Quellen des Klebstoffs auch nicht erforderlich. Der angemischte Kleber wird mit einer Spachtel der Zahnung B3 auf die Fliesen aufgebracht. Anschließend werden die Treppenstufe aufgelegt. Ein kurzes und gleichmäßiges Andrücken genügt, und nach 48h sind die neuen Treppenstufen voll belastbar.
Und so sehen die ersten Treppenstufen dann aus.


Abschließend können noch die Silikonfugen zwischen Trittstufe und Säule, sowie die Akrylfugen zwischen Stufe und Wand gezogen werden.


Fertig. Ich denke das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Viel Spaß beim Selberbauen.

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